Religionswechsel in den 1930er-Jahren

Intolerance
Cover einer Bibelforscherschrift "Intolerance" von 1933.

Leopold Engleitner entwickelte trotz seiner geringen Schulbildung eine starke weltanschauliche Neugier. Aufgrund seiner Arbeitsverhältnisse in den 1920er-Jahren kam er sowohl mit überzeugten Atheisten als auch mit Protestanten in Berührung, doch auch ihre Ansichten konnten seinen religiösen Wissensdurst nicht befriedigen. Ein Freund überredete ihn schließlich, eine Zusammenkunft der Ernsten Bibelforscher, wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden, zu besuchen.

Es begeisterte ihn, dass diese Menschen Gott als einen predigten, der mit dem vorherrschenden Unrecht und den mit dem Segen der meisten Religionen geführten Kriegen nicht einverstanden war. Bald wurde er von dem in dieser Bewegung vorherrschenden Geist, diesem Bewusstsein, sich nicht länger von falschen Autoritäten blind und glaubend leiten lassen zu müssen, sondern die Religion in Form des Bibelstudiums in der Gemeinschaft der Bibelforscher selbst in die Hand zu nehmen, mitgerissen.

1932, in einer Zeit größter religiöser Intoleranz, trat Engleitner aus der katholischen Kirche aus und ließ sich als Zeuge Jehovas taufen. Die Eltern waren entsetzt. Der Pfarrer noch mehr und er verkündete Leopold Engleitners Austritt von der Kanzel. Jeder wisse, welches Verhalten fortan gegenüber dieser "Brut aus Weinbach" angebracht sei. Die Nachbarn spuckten nun empört vor Engleitner aus, wenn sie an ihm vorbeigingen.

Wanderung
Leopold Engleitner (mitte) bei einer Bergwanderung mit Freunden 1928/29.

Aufgrund einer Behinderung an der Wirbelsäule war Leopold Engleitner in seiner Jugend oft Außenseiter gewesen. Doch nun war er geächtet. Die neu gefundene Religion gab ihm jedoch ein neues Bewusstsein und Selbstbewusstsein in dieser Rolle. Sie erfüllte das ertragene Unrecht mit Sinn.

 
 

Zuletzt aktualisiert am 10. 1. 2017
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