Wehrdienstverweigerer und Flucht

Nach nur wenigen Wochen des Gefühls, das Schlimmste nun überstanden zu haben, wurde er Mitte August 1943 zur Musterung vorgeladen. Nachdem er zuerst aufgrund seiner Wirbelsäulenverkrümmung zurückgestellt worden war, wurde der Befund auf "Kriegsverwendung Front, Truppenersatzreseve Nr. 1" revidiert. Und so kam es, dass er am 17. April 1945 den Einberufungsbefehl an die Front erhielt. Als Verweigerer würde er mit Sicherheit zum Tode verurteilt werden.

Jetzt gab es nur mehr einen einzigen Ausweg: Engleitner flüchtete in die Wälder des nahen Gebirges. Sollte seine Flucht bemerkt werden, würde man ihn sicherlich zuerst in den umliegenden Hütten suchen und ein Versteck mitten im Wald war daher wesentlich sicherer. Das einbrechende Schlechtwetter, Schneefall und Kälte gestatteten es Engleitner jedoch nicht lange, sich unter freiem Himmel aufzuhalten. Er musste das Risiko eingehen in einer Almhütte Zuflucht zu suchen.

Doch schon in der ersten Nacht in diesem Versteck fing sein Gewand Feuer, nachdem er neben dem offenen Herd eingeschlafen war. Mit schweren Verbrennungen schleppte sich Engleitner zurück ins Tal. Nur widerwillig gewährten ihm seine Eltern Unterschlupf. Seine Flucht hatte sich bereits herumgesprochen und Nazi-Eiferer hatten begonnen nach ihm zu suchen.

Trotz der schweren Verletzungen verließ Engleitner bald wieder das Haus seiner Eltern. Er erinnerte sich an eine schwer zugängliche Höhle, in der man ihn möglicherweise gar nicht suchen würde und versteckte sich dort. Das einsetzende Tauwetter zwang ihn abermals den Unterschlupf zu wechseln. Wieder ging er in die Hütte auf der Meistereben Alm. Er wusste um das Risiko. Doch die Umstände ließen ihm keine andere Möglichkeit.

In der Zwischenzeit hatte der Suchtrupp Franz Kain, einen früheren Arbeitskollegen Engleitners, als Führer angeheuert. Engleitner verdankte sein Leben auch dem Instinkt und der Geistesgegenwart dieses Mannes, dem es gelang, die Gruppe von jener Meistereben Almhütte, in welcher er Engleitner richtigweise vermutete, fernzuhalten.