KZ Niederhagen

Am 7. März 1941 wurde Leopold Engleitner mit einem größeren Transport ins KZ Niederhagen in Wewelsburg (Westfalen, Deutschland) gebracht, das für die beiden folgenden Jahre Schauplatz seiner Erniedrigungen sein sollte. Bibelforscher aus den verschiedensten Lagern Deutschlands wurden in dieses Lager verlegt.

Engleitner wurde in diesem Lager Zeuge des äußerst eigenartigen ambivalenten Verhältnisses des NS-Staates zu seinen zuerst abgestoßenen und nun doch wieder brauchbaren Elementen. Die Bibelforscher waren aufgrund ihrer Einstellung "natürliche Feinde" des Regimes und Engleitner musste nach wie vor die zum Ritual gewordenen Erniedrigungen ertragen und jeden Tag darauf gefasst sein, aufgrund der Willkür eines SS-Mannes sein Leben zu verlieren. Andererseits entwickelten die Nazigrößen eine gewisse Wertschätzung für dieses 'eigentümliche Volk der Bibelforscher'.

Reichsführer-SS Heinrich Himmler hatte weitreichende Pläne für den Ausbau der Wewelsburg und ihrer Umgebung. Dazu wurden viele Häftlinge benötigt. Einige hatten bei den Arbeitseinsätzen versucht Gelegenheiten zur Flucht zu nutzen und waren erschossen worden. Deshalb beschloss Himmler die als arbeitsam und "fluchtsicher" geltenden Bibelforscher einzusetzen. Als Engleitner dort ankam, standen erst vier Häftlingsbaracken, die wie Pferdeställe aussahen.

Engleitner arbeitete zuerst als Maurer und wurde bald dem "Arbeitskommando Wewelsburg" zugeteilt, wo er Kanal- und Kabelschächte ausmauern musste. Anschließend war er im "Kommando Waldsiedlung" beschäftigt, das Häuser für die SS und ihre Familien zu bauen hatte. Die meiste Zeit war er jedoch dem "Elektrikerkommando" zugeteilt, dem nur die "fluchtsicheren" Bibelforscher angehörten.

Im Herbst 1942 wurde ihm überraschenderweise die Entlassung vorgeschlagen. Ein Bauer hatte ihn als Knecht angefordert. Die einzige "Bedingung", die er zu erfüllen hatte, war seine Unterschrift unter den "Revers", eine Erklärung, dass er dem Glauben der Bibelforscher abschwören würde. Engleitner zeigte sich unbeugsam und sagte: "Dieses Angebot lehne ich ab. Ich verweigere zwar die Arbeit nicht, aber die Unterschrift!"